Julia Extra Band 362 by unknow

Julia Extra Band 362 by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Julia
ISBN: 9783954465729
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2013-04-08T22:00:00+00:00


2. KAPITEL

Keir verbrachte zwei Nachmittage in der Woche im Geschäft seiner Mutter. So konnte Marisa ein wenig Geld für die Kita einsparen. Er mochte es, sich mit Kunden zu unterhalten und sich im kleinen Büro mit seinem Spielzeug zu beschäftigen.

Dort hielt er sich gerade auf, als Marisa eine tiefe, klangvolle Stimme vernahm. Ihr Herzschlag schien beinahe ihre Brust zu sprengen.

Rafe Peveril. Es war fast eine Woche her, dass er das Bild bei ihr gekauft hatte, und sie hatte gerade begonnen, sich ein wenig zu entspannen. Bitte lass ihn wegen eines anderen Geschenks noch einmal hier sein und danach nie mehr wiederkommen, betete sie.

Aber es kam anders. Ohne Vorrede fragte er sie: „Haben Sie möglicherweise eine Verwandte namens Mary Brown?“

Panik breitete sich in ihr aus. Sie wollte ihn nicht belügen, aber sie musste. „Soweit ich weiß, besitze ich keine weibliche Verwandtschaft. Mit Sicherheit niemanden mit diesem Namen. Warum?“

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Bürotür sich langsam öffnete. Ihr Herz drohte stillzustehen.

Keir, bleib, wo du bist, betete sie insgeheim.

Aber ihr Sohn kam neugierig herausgetrippelt und starrte hoch zu dem Mann, der neben seiner Mutter stand.

„Mummy“, begann er zögernd.

„Nicht jetzt, mein Liebling.“ Marisa musste um Fassung ringen. „In einer Minute bin ich bei dir.“

Keir schenkte ihr einen resignierten Blick, wandte sich aber widerspruchslos zum Gehen um.

„Ich kann warten“, sagte Rafe, seine Stimme plötzlich viel weicher. Er blickte zu dem Kleinen hinunter. „Hallo, ich bin Rafe Peveril. Wie heißt du?“

„Keir“, antwortete ihm der Junge, der es gewohnt war, sich mit fremden Erwachsenen zu unterhalten.

„Keir wer?“

Keir brach in helles Lachen aus. „Nicht Keir Wer – ich heiße Keir Somerville.“

Marisa mischte sich nun ein. „Du gehst jetzt, Keir.“

Aber Rafe hakte nach: „Das ist schon in Ordnung. Wie alt bist du, Keir?“

„Ich bin fünf Jahre alt“, erklärte Keir gewichtig. „Ich gehe schon zur Schule.“

„Und wer ist deine Lehrerin?“

„Mrs Harcourt“, sagte Keir. „Sie hat einen Hund und ein Kätzchen, und gestern hat sie das Kätzchen in die Schule mitgebracht.“ Mit einem kritischen Seitenblick auf seine Mutter fuhr er fort: „Ich will auch ein Kätzchen, aber Mummy erlaubt es noch nicht, weil das Kätzchen den ganzen Tag allein wäre. Aber ich kenne eine Frau, die hat auch ein Geschäft, und sie hat einen kleinen Hund, der im Geschäft den ganzen Tag auf einem Kissen schläft und immer glücklich ist.“

Gottlob kam ein weiterer Kunde dazu, sodass Marisa ihren Sohn noch einmal zurechtweisen konnte. „Jetzt gehst du aber endlich, Keir.“

Widerstrebend bewegte sich der Kleine Richtung Büro, nicht ohne Rafe noch ein Lächeln zu schenken und sich zu verabschieden. „Auf Wiedersehen, Mr Pev’ril.“

Rafe sah ihm nach, bis der Kleine außer Hörweite war. Dann wandte er sich wieder Marisa zu. „Ein reizender Junge.“

„Danke“, gab sie emotionslos zurück. „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“

„Nein. Ich wollte Sie nur kurz darüber informieren, dass ich bei meiner Schwester zurzeit hoch im Kurs stehe. Als ich ihr schilderte, dass Sie das Bild selbst gemalt haben, war sie überrascht und fragte sich, warum Sie keine Signatur daruntergesetzt haben. Wir haben nur Ihre Initialen finden können.“

Sie konnte ihm schlecht beichten, dass sie nicht das Risiko eingehen wollte, ihren Namen preiszugeben.



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